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Sustainable Finance Vision #3

Regulierungen und Subventionen

Die Finanzbranche beinhaltet viele Regulierungen, unter anderem um Konsument:innen und öffentliche Güter wie die Natur zu schützen. Doch wie sehen diese Regulierungen idealerweise aus? In welchen Fällen machen Verbote Sinn? Bringen Anti-Greenwashing-Pflichten wirklich etwas? Oder braucht es ein weltweites System für Subventionen?

Die aktuellen Herausforderungen
Die Vision
Die Handlungsempfehlungen
Der Autor

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„Eine nachhaltige Welt mit global einheitlichen und durchsetzbaren Regeln für die Nutzung globaler öffentlicher und handelbarer Güter. „

Andri Abbühl, der Autor der Vision.

 

Die aktuellen
Herausforderungen

Wo stehen wir an und wieso?

Konsumentenschutz

Regulierung bewirkt Verhaltensänderungen, um soziale Ziele zu erreichen. Die Finanzbranche ist stark reguliert, weil sie sich auf das Leben vieler an der Entscheidung nicht Beteiligter auswirkt und somit ein Missbrauchspotenzial besteht. So kann ein:e Anleger:in oder ein:e Bankkund:in nicht wirklich kontrollieren, was mit seinen/ihren Vermögenswerten geschieht. Es gibt daher Vorschriften, die das Informationsgefälle zwischen Anleger:innen und Finanzinstituten sowie riskantes Verhalten mit privatem Gewinn und sozialem Verlust (Stichwort Systemstabilität) ausgleichen sollen.

Naturschutz

Ein weiteres soziales Ziel ist “Nachhaltigkeit”, Erhaltung der Lebensgrundlagen und Biodiversität. Dabei handelt es sich grundsätzlich um wirtschaftliche Güter, an denen ein Interesse besteht, sie zu erhalten. Allerdings gibt es an ihnen kein „Eigentum“, weil dieses voraussetzt, dass ein Individuum privatautonom darüber verfügen kann. Die Natur ist vielmehr ein öffentliches Gut. Da alle gleichermassen von der Natur profitieren, hat niemand einen egoistischen Anreiz, diese zu schützen (sog. Allmendeproblem). Das gilt auch bei finanziellen Investitionen.

 

Die Vision

Eine nachhaltige Welt mit global einheitlichen und durchsetzbaren Regeln für die Nutzung globaler öffentlicher und handelbarer Güter.

Verbote

Ein möglicher Ansatz, dem Allmendeproblem mit Regulierung beizukommen, sind Verbote. Verbote können dort effizient sein, wo die Transaktionskosten besonders hoch sind. Es wäre ineffizient, zu berechnen, wie viel Schaden entsteht, wenn z. B. ein Hund in einem Naturschutzgebiet von der Leine gelassen wird, und diesen Betrag von dem:r Halter:in einzutreiben.

Transparenz

Ein weiterer Ansatz ist Transparenz. Werden Unternehmen einfach zu mehr Transparenz verpflichtet, ist dies soweit sinnvoll, als Konsument:innen und Anleger:innen altruistisch handeln. Diese Annahme ist nicht realistisch. Reine Anti-Greenwashing-Pflichten reichen daher nicht aus. Zudem ist zu berücksichtigen, dass bei reinen Anti-Greenwashing-Pflichten der ganze Informationsaufwand zwei Mal anfällt: gegenüber den Finanzintermediär:innen und den Anleger:innen. Auch hier ist es eine unrealistische Annahme, dass ein grosser Teil der Anleger:innen bereit sind, sich vertieft mit den ökologischen Auswirkungen ihrer Investments auseinanderzusetzen. Dieser Informationsaufwand lässt sich nur mittels einfacher Ampelsystem umgehen, die jedoch der komplexen Wirklichkeit nicht gerecht werden. Letztlich ist von reinen Anti-Greenwashing-Pflichten nicht viel zu erwarten.

KI Interpretation von Unternehmen, die sich transparent verhalten.

Denkbar wäre jedoch eine Regulierung mit Transparenzpflichten für Unternehmen der Realwirtschaft und Anlagevorschriften für Finanzintermediär:innen. Wegen der zentralen „Flaschenhalsfunktion“ des Finanzwesens hätte hier die Regulierung einen ähnlich starken Hebel wie im Geldwäschereirecht.

Pflichten zur Senkung von Externalitäten

Dies reicht jedoch nicht aus, da sich Unternehmen auch in beträchtlichem Masse selbst oder anderweitig ohne Finanzintermediär:innen finanzieren. Daher umfasst eine nachhaltige Wirtschaft für Unternehmen der Realwirtschaft mindestens Transparenz- und im Umfang der Eigenfinanzierung auch Pflichten, die darauf zielen, die Externalitäten zu senken.

Wohl effizienter, da beträchtlicher Informationsaufwand entfällt, wäre, diejenigen Sektoren zu verpflichten, welche die Natur direkt physisch ausbeuten, d.h. die Land-, Energie- und Rohstoffwirtschaft. Diese könnten die Kosten auf die von ihnen abhängige Wirtschaft überwälzen, sodass letztlich die gesamte Gesellschaft nachhaltig wird. Die Finanzinstitute dürften dann nur noch in Unternehmen investieren, die sich entsprechenden Regeln unterwerfen.

Eine mit KI generierte Interpretation zu Pflichten zur Sekung von Externalitären.

Ferner werden gewisse Emissionen unvermeidbar sein. Lassen sich viele unterschiedliche Verhaltensweisen in Bezug auf ihre Externalitäten vergleichen, kann jedoch ein Handelssystem sinnvoll sein, da Käufer:innen und Verkäufer:innen verhältnismässig genau wissen, wie viel CO2 sie ausstossen müssen, um so und so viel Wert zu schöpfen. Aus diesem Grund ist ein solches System effizienter als schlichte Verbote, da diese nicht berücksichtigen, welcher Wert mit der gleichen Summe an Emissionen geschaffen wird. Bei dieser Lösung gäbe es daher Zertifikate, die handelbar sind und zu einem bestimmten Verhalten berechtigen, das sonst nur einen privaten Nutzen, aber einen sozialen Schaden mit sich brächte.

 

Die Handlungsempfehlungen

Um die Vision Wirklichkeit werden zu lassen, empfehle ich die folgenden drei Massnahmen.

1. CO2-neutrale Unternehmen

Unternehmen sind CO2-neutral, wie dies das Klimaschutzgesetz vorsieht; entweder, indem sie gar keine Emissionen ausstossen oder – falls dies unvermeidlich ist – Zertifikate kaufen müssen. Dadurch wird auch der Konsum CO2-neutral.

2. Weltweites Handelssystem, Verbote und Subventionen für nicht vermeidbare Emissionen

Für nicht vermeidbare Emissionen besteht ein weltweites Handelssystem für fungible negative Externalitäten, vor allem CO2. Bei nicht fungiblen Gütern ist eher an Verbote und Subventionen (zum Schutz/als Ersatz der Nutzung dieser Güter) zu denken. Die Einnahmen aus dem Primärverkauf dieser Zertifikate finanzieren Carbon-Capture-Projekte.

3. Durch Investitionen zur CO2-Neutralität

Finanzintermediär:innen dürfen nur in Unternehmen investieren, die CO2-neutral oder auf dem Weg dazu sind. Bis es so weit ist, sorgen Anti-Greenwashing-Regeln für die Anleger:innen für Transparenz.

 

Über den Autor.

Wir danken Andri ganz herzlich für seinen Beitrag. Die Ideen und Texte sind im Rahmen des Projekts „Vision Schweiz 2050“ des glp lab entstanden. Dabei wurden diese im Sustainable Finance-Team und z.T. mit externen Expert:innen diskutiert und kommentiert. Nichtsdestotrotz legen wir bei diesem Projekt wert darauf, dass individuelle und zum Teil unkonventionelle Sichtweisen und Ideen Raum finden.

Andri Abbühl
Wissenschaftlicher Assistent, dissertiert an der Universität Bern zum Thema Kryptorecht

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